Milchpreis Österreich – Entwicklung und aktuelle Problematik

Milchpreis
Milch ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel der Welt. Als Grundlage zahlloser Speisen und in vielen Ländern als fester Bestandteil der Grundversorgung genutzt, wäre ein Leben ohne Milch nur schwerlich unvorstellbar. Doch so unverzichtbar Milch als Grundnahrungsmittel für den Menschen auch sein mag, die Produktion dieses wichtigen Lebensmittels scheint mit jedem Jahr unwirtschaftlicher zu werden. Zumindest für die vielen Milchbauern Österreichs. Denn der stetig sinkende Milchpreis lässt erneut die Diskussion über den Milchpreis und dessen mögliche Konsequenzen für die Milchwirtschaft aufbranden.

Die Bedeutung des Milchpreises für die österreichische Landwirtschaft

Der Milchpreis nimmt einen entscheidenden Einfluss auf die Milchwirtschaft in Österreich. Denn nur wenn ein Bauer durch die Produktion von Milch kostendeckend und bestenfalls natürlich im Gewinn arbeiten kann, ist ausreichend Geld für Wachstum, Investition und moderne Landwirtschaftstechniken vorhanden. Ein zu geringer Milchpreis führt zum Stillstand, wichtige Umbauten, Investitionen und Veränderungen am Hof sind nicht mehr finanzierbar und die Wettbewerbsfähigkeit zu anderen Herstellern schwindet. Im schlimmsten Fall sieht der Milchbauer sich nicht mehr in der Lage seinen Hof zu bewirtschaften und ein nicht selten über Generationen betriebener Bauernhof wird nicht mehr von den Kindern in die Zukunft geführt. Der Milchpreis nimmt Einfluss auf:
  • Die Möglichkeit Investitionen zu tätigen.
  • Die Möglichkeit die eigene Landwirtschaft zu erweitern.
  • Die Möglichkeit dank moderner Techniken und Maßnahmen im europäischen Markt konkurrenzfähig zu bleiben.
  • Die finanzielle / wirtschaftliche Absicherung der Milchbauern.
Es sind düstere Aussichten, die so manchem Milchbauern in den Sinn kommen, wenn er die aktuelle Entwicklung des Milchpreises mit dem vergleicht, was noch vor zehn oder zwanzig Jahren Alltag war. Denn vor rund zehn Jahren gab es noch rund 15.000 Milchbauern in unserem schönen Land. Damals war es eine gute Zeit für die Milchbauern, denn damals erhielt ein Milchbauer noch durchschnittlich 32 Cent je Kilogramm Milch. In den beginnenden 90er Jahren waren es gar bis zu 45 Cent. Der Markt boomte und mit Milch ließ sich gutes Geld verdienen. Doch in der heutigen Zeit ist die Milcherzeugung längst kein profitables Geschäft mehr. Aktuellen Studien zufolge gibt es nur noch rund 8.300 Milchbauern in Österreich. Grund für diesen spürbaren Rückgang der Milch erzeugenden Landwirtschaften ist mitunter der Milchpreis. Denn wo noch vor zehn oder zwanzig Jahren kostendeckend und wirtschaftlich gearbeitet werden konnte, da bleibt heute von rund 28 Cent (Stand Februar 2016) kaum noch genug, um die Umkosten decken zu können.

Milchpreisentwicklung – stetig sinkende Preise bei stetig steigenden Kosten?

Es ist ein ständiges Auf und Ab, welches die österreichischen Milchbauern nicht selten an den Rand der Existenzbedrohung führt. Mal geht er kaum spürbar nach oben, dann fällt der Milchpreis wieder spürbar nach unten. Für teure Investitionen bleibt da meist kein Geld mehr übrig und den eigenen Hof zu erweitern, nun daran denken nur noch wenige Milchbauern. Infografik: Milch wird immer billiger | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista Allein von 2014 auf 2015 mussten die Landwirte einen durchschnittlichen Preisverlust von bis zu 6 Cent je Kilogramm verbuchen. Für den Verbraucher mag dies verschwindend gering wirken, doch bei einer durchschnittlichen Produktionsmenge von 35.000 Liter Milch je Jahr bei lediglich 16 Kühen rechnen sich auch die in den vergangenen Jahren immer wieder angefallenen durchschnittlichen 10 Cent je Liter schnell zu seiner Summe auf, die existenzbedrohend wirken kann. Bio Milchbauern trifft der Preisverfall beinahe noch härter, denn alleine in den vergangenen Monaten mussten diese eine Preissenkung von rund 7 Cent hinnehmen. Durchschnittliche Milchpreise der vergangenen Jahre ohne Ust. Im Überblick. Quelle Agrarmarkt Austria
Jahr Konventionelle Milch Biomilch
Juni 2016 29,300 35,000
2015 32,260 42,620
2014 38,369 45,879
2013 36,563 43,123
2012 32,980 39,420
2011 34,511 40,831
2010 30,833 37,313
Fatal zu diesem Wertverfall der produzierten Milch kommen die stetig steigenden Kosten für die Landwirte hinzu. Schon heute sehen viele Milchbauern sich damit konfrontiert, dass die Bewirtschaftung des Hofes kaum noch kostendeckend ist. Denn Steuern und soziale Ausgaben zum Beispiel für die Krankenversicherung, anfallende Kosten und natürlich der tägliche Finanzbedarf dünnen das klägliche Einkommen der österreichischen Milchbauern weiter aus.

Was bedeutet der sinkende Milchpreis für die Bauern?

Aufgrund der beständigen Überproduktion im europäischen Raum sinken die Milchpreise immer tiefer. Unter 30 Cent für konventionelle Milch, unter 40 Cent für hochwertig erzeugte Biomilch. Für die Milch erzeugenden Landwirte bedeutet dies, dass die Bewirtschaftung des eigenen Hofes nach und nach unwirtschaftlich wird. Mancher Orts werden die über Jahre hinweg wichtigen und nützlichen Milchkühe zur schier unmöglich zu bestehenden Belastung. Der Milchproduktionsüberschuss / sinkende Milchpreis bewirkt:
  • Eine zunehmend unwirtschaftliche Grundlage für kleine Milchhöfe.
  • Eine zunehmende Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Milchbauern.
  • Eine spürbare Reduktion der milchproduzierenden Landwirte in Österreich.
Dass diese Annahme nicht nur hypothetisch ist, sondern der Realität entspricht, zeigt der Rückgang an Milchbauern während der letzten zehn Jahre auf. Von über 15.000 Milcherbauern vor zehn Jahren ca. 8.300 Milch erzeugenden Landwirtschaften in der heutigen Zeit. Der Rückgang ist unverkennbar ersichtlich und zeigt somit auf eine überaus tragische Art und Weise, wie der sinkende Milchpreis auf die österreichische Landwirtschaft wirkt. Langfristige Folgen des sinkenden Milchpreis können sein:
  • Die Aufgabe der Landwirtschaft / der Wechsel der landwirtschaftlichen Ausrichtung.
  • Sinkende Zahlen hinsichtlich der jährlichen Gesamtmilchproduktion in Österreich.
  • Sinkende Zahlen hinsichtlich der Jungbauern und Jungbäuerinnen in Österreich.
Betriebe, die nicht selten seit Generationen bewirtschaftet werden, kämpfen ums nackte Überleben. Die nächste Generation, die den Preisverfall in der Milchwirtschaft seit Jahren mit ansieht, entscheidet sich gegen die Übernahme des elterlichen Hofes und sucht ihr Glück in Branchen und Bereichen, die eine vielversprechende Zukunft bieten. So schwindet die Anzahl der österreichischen Milchbauern weiter und weiter und es finden sich mehr und mehr Milcherzeugnisse aus dem europäischen Ausland in den österreichischen Supermarktregalen.

Was bedeutet der sinkende Milchpreis für den Verbraucher?

Milchpreisentwicklung
Wird die Milch auch im Supermarkt billiger?
Weniger Geld für den Milchbauern, das müsste doch eigentlich bedeuten, dass auch der Verbraucher seine Milch und Milchprodukte zu günstigeren Preisen im Supermarkt kaufen könnte. Grundsätzlich könnte man dies erwarten, doch so ist es nicht oder zumindest nur in den seltensten Fällen. Denn der sinkende Milchpreis wird durch eine seit Jahren in der Europäischen Union bestehenden Überproduktion hervorgerufen. So wirkt sich der stetig sinkende Milchpreis kaum vorteilhaft auf den Endpreis von Milch und Milchprodukten aus. Einzig im Bereich der Biomilch scheinen sich leichte Tendenzen zur Weitergabe des sinkenden Milchpreises zu zeigen. Dennoch ist der Verbraucher sicherlich nicht als Gewinner der Milchpreisproblematik zu sehen. Denn auch auf lange Sicht gesehen wird Milch im Supermarkt nicht spürbar günstiger werden.

Der Milchpreisdialog – wie lässt sich der Preisverfall aufhalten?

Landwirte erhalten weniger, Konsumenten bezahlen dennoch beständig mehr für ihre Milchprodukte. Wie lässt sich diese fatale Abwärtsspirale, an deren Ende letztlich niemand wirklich gewinnen kann, beenden? Immer wieder brandet der sogenannte Milchpreisdialog auf und zum Jahresbeginn 2016 die Preise erneut absackten ist er wieder ganz aktuell, der Dialog rund um mögliche Wege aus der sich stetig zuspitzenden Krise.

Ein Dialog mit Russland als Lösungsansatz der Krise?

Eines der wohl am zielführendsten Argumente zur Lösung des Preisverfalles für Milch ist zugleich das wohl umstrittenste Argument schlecht hin. Es geht dabei um einen der Auslöser der aktuellen Niedrigpreise für konventionelle wie auch biologisch korrekt erzeugte Milch. Der Dialog mit Russland und die womöglich darauf hin folgende Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen. Denn ja es ist eine bittere Tatsache für österreichische Milchbauern. Russland verweigert den Kauf von Milch und Milcherzeugnissen aus Mitgliedsstaaten der Europäischen Union aus diversen politischen Gründen. So wird beständig mehr Milch innerhalb der EU produziert, als benötigt wäre. Es wäre doch ein Leichtes, der Landwirtschaft und allem voran den Milchbauern zu liebe den Dialog mit Russland wieder aufzunehmen und so zumindest einen ersten Lösungsansatz für die Krise zu finden. Doch dies scheint nur in der Theorie zu stimmen. Praktisch betrachtet werden wohl auch die österreichischen Milchbauern in naher Zukunft keine Milch für Russland produzieren.

Sozialversicherungsrabatt als erste Entlastung für die Milchbauern

Doch es gibt erste Maßnahmen, die unsere Landwirte entlasten sollen. Der sogenannte Sozialversicherungsrabatt zum Beispiel, der im dritten oder vierten Quartal 2016 eingeführt werden soll und einem durchschnittlichen Milchviehbetrieb, bis zu 2.000 Euro an Sozialversicherungsleistungen ersparen soll, wurde durch den Bauernbund gefordert und nun auf den Weg gebracht. Natürlich ist dieser Rabatt auf die Sozialversicherungsleistungen keine endgültige Lösung des eigentlichen Problems, doch durch diese Ersparnis sollen zumindest die oberflächlichen rein finanziellen Sorgen und Nöte der Landwirte gemildert werden.

EU-Gelder zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

Eine weitere Hilfestellung kommt direkt aus Brüssel. Denn im Zuge der EU-Agrarpolitik werden rund 100 Mio. Euro für österreichische Landwirte aus der Milchviehbewirtschaftung bereitgestellt, um so die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und das bis zum Jahre 2020. Darüber hinaus kündigte der Agrarmarkt Austria bereit an, dass die Mittel für die Milchwerbung stark erhöht wurden und so eine durchaus positive Erwartungshaltung aufkommen darf. Selbst Molkereibetriebe dürfen sich auf großzügige Förderungen freuen, denn auch auf sie warten 50 Mio. Euro EU-Fördermittel für Investitionen und Verbesserungen des allgemeinen Wettbewerbs.

EU-weite Koordination zur Eindämmung der Überproduktion

Natürlich betrifft der Verfall der Milchpreise nicht nur die österreichischen Landwirte und so sucht man auch auf EU-Ebene nach einer Lösung für dieses Problem. Allem voran die Eindämmung der Überproduktion kann und soll hierbei eine Lösung des Problems bringen. Doch diese ist nicht so einfach, wie es manchem Bauern lieb wäre und so sucht man derzeit mehr den Dialog, als eine schnelle Lösung. Es bleibt somit abzuwarten, ob die Forderung nach einer Förderung bei Milchlieferverzicht der europäischen Molkereien einerseits durchführbar werden wird und andererseits das Problem nachhaltig lösen wird.

Nachhaltige Lösung vs. Politische Ränke – wirkliche Lösungen sind bislang nicht in Sicht

Und genau diese Nachhaltigkeit der Problemlösungen ist es, die für so manchen Politiker zum Instrument der Werbung in eigener Sache wird. Denn leider zeigt sich auch beim Thema Milchpreiskrise erneut, dass Politiker sehr gerne und sehr viel reden, am Ende jedoch nicht immer das rum kommt, was zuvor noch in Aussicht gestellt wurde. In absehbarer Zeit ist somit noch keine Lösung für den Preisverfall bei den Milchpreisen in Sicht und so mancher Milchbauer wird deswegen auch weiter um seine Existenz und seine berufliche Zukunft bangen müssen. Bleib zu hoffen, dass nach dem Rekordtief im Frühsommer 2016 mit einem Milchpreis für konventionelle Milch von rund 23 Cent zumindest kurzfristig wieder ein Anstieg der Milchpreise zu erwarten sein wird. Denn wenn nicht, dann könnte womöglich die traditionelle Milchwirtschaft in Österreich weiter abnehmen und das wäre nun wirklich sehr schade. Weiterführende Links:

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